Das besondere Fossil

Mai 2010- Coenothyris-Bioherm?
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Coenothyris-Bioherm?
Größe = 33 x 15 cm
Oberer Muschelkalk, 1,5 m über Tetractinella
Bucha bei Jena

Vollkörperlich erhaltene Terebrateln mit Größen bis 35 mm sind in Thüringen in einem Horizont ein bis zwei Meter über der Tetractinella-Bank nicht selten. In der Regel liegen sie dann einzeln in einer Knauerkalkfazies. Ungewöhnlich sind autochthone im ehemaligen Lebensraum in Lebendstellung eingebettete Coenothyris vulgaris. Eine derartige Erhaltung setzt eine abrupte Sedimentschüttung die den schnellen Tod der Individuen zur Folge hat voraus. Die auf einem linsenförmigen Schillkalk festsitzenden Individuen vermitteln den Anschein als ob es sich um ein kleines Terebratel-Bioherm handeln könnte.


Abb. 2



Abb. 3



Abb. 4


Das Schliffbild zeigt jedoch, dass die aus diversen Zweischaler-Resten unterschiedlicher Art und Größe bestehende Grobschilllage von einer feinlaminierten Mergelschicht abgedeckt wird.
Wie die Größe der Terebrateln zeigt, fanden die Individuen auf dieser Unterlage offensichtlich optimale Lebensbedingungen. Der nachträgliche Eintrag dieses aufliegenden Substrats zeigt gleichzeitig, dass Coenothyris am primären Aufbau eines Riffkörpers nicht beteiligt war. Es ist somit auch kein Coenothyris-Bioherm.


Abb. 5


Einen kleinen Einblick in die Dynamik der diagenetischen Prozesse während der Schillkalkbildung erhält man beim Betrachten der unterschiedlichen Lagerung der Schalenreste und der biogenen Bildungen im Inneren einer Muschel.

Die Spezies Coenothyris vulgaris ist neben Ceratites nodosus die anpassungsfähigste Tiergruppe im Oberen Muschelkalk. Auf Wechsel der Umweltbedingungen reagieren sie als Ökophänotypen mit unterschiedlichem Größenwachstum. Dabei liegt der Toleranzbereich zwischen einem (cycloides-Bank, Glaukonitbank) und fünf Zentimeter (compressus-Zone).

Literatur: