Das besondere Fossil

April 2006- Conchorhynchus avirostris
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Conchorhynchus avirostris De Blainville 1827

Oberer Muschelkalk, spinosus –Zone Troistedt
Größe: 2,3 x 1,2 cm
leg. et. det.: S.Rein

Unterkiefer von Germanonautilus mit pathologisch aufgeblähter „Kauleiste“

Beschreibung:

Conchorhynchus ist relativ selten. Wenn er gefunden wird, dann gewöhnlich in der Lage mit der Unterseite nach oben (Abb. 2 ). Die organischen Reste am Umschlag mit dem Flügelansatz belegen, dass die kalkige Fläche zusätzlich von einer hornig-muskulösen Substanz überzogen war. Somit ist allgemein das Erscheinungsbild mit der Sicht von unten oder seitlich auf die biserial genarbte Mittelleiste geläufig. Weniger bekannt ist die meist im Sediment eingebettete Oberseite (Abb. 3) mit der zudem nur selten vollständig erhaltenen „Kaufläche“. Sie wird häufig erst nach Präparation sichtbar und ist in der Regel schlecht erhalten. Die Terminologie geht mit Ausnahme des funktionell falschen Begriffs „Kaufläche“ ( Till 1906) überwiegend auf Rutte (1962) zurück, der sich aufgrund einiger Conchorhynchus -Funde bei Würzburg erstmals speziell mit dieser Thematik befasste. Rutte ging irrtümlich davon aus, dass die „Kauflächen“ von Unter- und Oberkiefer übereinander gelagert waren und reibend die Nahrung zerkleinerten. Anhand eines vorzüglichen Belegmaterials spezifiziert Müller (1963) den Kenntnisstand zu dieser Problematik mit der gleichen funktionellen Deutung.


Abb. 2



Abb. 3


Der rezente Nautilus kann mit seinem Schnabel nur Stücke seiner Beute abbeißen (Abb. 4). Die auf diese Weise „abgeschnittene“ Nahrung gelangte über den kompakt geschlossenen Kehlraum zur Radula und wird dort weiter zerkleinert.

Gleiches gilt für die beißende Bewegung des beweglichen Oberkiefers in den starren Unterkiefer von Germanonautilus Abb. 5 ( Rein 1998 ).

Bis auf die schwach dimensionierte Kalkauflage am vorderen Kieferrand, besteht der bilateral aufgebaute Unterkiefer von Nautilus mit seinen Seitenflügeln aus einer hornartigen Substanz (Abb.4).


Abb. 4



Abb. 5


Bei Conchorhynchus ist der gesamte vordere Kieferteil verkalkt und geht erst nach hinten zu in hornartige Flügel über. Die „Kaufläche“ mit den „Kaurippen“ (Abb. 3) hebt sich durch die dunkle Färbung vom hellen Kalk der „Kehle“ deutlich ab. Die Struktur ähnelt der Kaufläche von Vertebratenzähnen. Es handelt sich jedoch nicht um widerstandsfähigen Zahnschmelz, sondern lediglich um eine Substanz aus Kalk mit lamellierten organischen Einlagerungen.

Am Beispiel der pathologisch veränderten Kaufläche wird deutlich, wie empfindlich diese Kalkbildung auf traumatische Ereignisse reagiert (Abb. 6-8).


Abb. 6



Abb. 7



Abb. 8


 

Literatur:

Müller, A. H. (1963): Über Conchorhynchen (Nautil.) aus dem Oberen Muschelkalk des germanischen Triasbeckens.- Freiberger Forschungshefte, C 164: 5-32, 25 Abb., Leipzig.

Rein, S. (1998): Biologie und Lebensweise von Germanonautilus Mojsisovics 1902- Teil II: Ontogenie, Ernährung und Ökologie.- Veröff. Naturhist. Mus. Schleusingen, 13: 3-14, 14 Abb., Schleusingen.

Rutte, E. (1 962): Der Kieferapparat triassischer Nautiliden.- Paläont. Z., 36 ; 1/2: 79-92, Taf. 8, 5 Abb., Stuttgart.

Till, A. (1906): Die Cephalopodengebisse aus dem schlesischen Neocom.- Jb. K.k. Geol. Reichsanstalt, 56: 89-154, 22 Abb., 2 Taf., Wien