Das besondere Fossil

Februar 2006- Serpianites antecedens (Beyrich)
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Serpianites antecedens (Beyrich)

Mittlerer Wellenkalk, ca. 5 m über Oolithbank b
ZKW Otterbein / Müs
Slg. Schulz

Beschreibung:

Das abgebildete Exemplar wurde horizontiert entnommen und entstammt einer typischen Schillbank des Unteren Muschelkalks. Die Wohnkammer ist etwa zur Hälfte erhalten. Der Phragmokon ist halbseitig verfüllt und dadurch bei der Kompaktierung des Sediments etwas verformt worden. Die Innenwindungen sind nicht verfüllt. Die schwach ausgeprägte dichotome Berippung hat einen ,,flexuosen“ Charakter. Lobendrängung ist nicht feststellbar. Der Teil des Phragmokon, der vom fehlenden Teil der Wohnkammer verdeckt war, lässt die ceratitische Lobencharakteristik gut erkennen (Abb. b). Die Wohnkammer hat einen hochovalen Querschnitt mit flachem Rücken, der durch eine deutliche Kante von den Flanken abgesetzt ist. Sie ist beiderseits mit Knötchen besetzt. Die äußere Länge des erhaltenen Umgangs beträgt 152 mm. Auf ihr befinden sich 30 Knötchen, die zur Mündung hin deutlich verflachen.


Abb. 2: ceratitische Lobencharakteristik


Vorkommen und paläogeographische Bedeutung:

S. antecedens ist nach M. Schmidt (1934) eine sehr variable Art, deren ältester Nachweis aus der Unteren Oolithbank stammt. Nach Kozur (1974) hat diese ,,Sammelart'' durchweg pelsonische Prägung. Die Mehrzahl der horizontierten Nachweise entstammt, wie auch das abgebildete Exemplar, dem basalen Mittleren Wellenkalk. Urlichs & Mundlos (1985) weisen ein Häufigkeitsmaximum in den südlichen Randgebieten des Muschelkalkmeeres nach. Inwieweit dies mit einer „strömungsbedingten“ Verbreitung von der oberschlesischen Pforte her, oder einer frühen Öffnung der Burgundischen Pforte zu deuten ist, mag dahingestellt bleiben. Die Nachweise, in paläogeographische Karten eingezeichnet, lassen den Einwanderungsweg erkennen. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass Faktoren wie der Ausstrich des Muschelkalks an der Oberfläche, Abbautätigkeit und Intensität der Besammlung, eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.

Präparation:

Das abgebildete Stück wurde seinerzeit mit Hammer und Spitzmeißel freigelegt und danach mit Wasser und Bürste gereinigt.

Literatur:

Baumgarte, D. & Schulz, M. (1986): Stratigraphie und Fauna des Unteren und Mittleren Wellenkalkes (Unteranis/Pelson) von Müs (Bl. 5423 Großenlüder). – Geol. Jb. Hessen 114 ; Wiesbaden.



Kozur, H. (1974):Biostratigraphie der germanischen Mitteltrias. – Freiberger Forsch.-H., C 280, I: 1-56, II: 1-71, III: 12 Tab.; Leipzig.



Schmidt, M. (1928): Die Lebewelt unserer Trias. – Öhringen. -- (1938): Nachtrag, Öhringen. ---(1934): Über Ceratites antecedens Beyrich und verwandte Formen. – Jb. preuss. geol. Landesanst., 55: 198 – 213, Berlin.



Urlichs, M. & Mundlos, R . (1985): Immigrations of cephalopods in the Germanic Muschelkalk Basin and its influence on their sutur line. – Lecture Notes Earth Sci., 1: 221 – 236, 8 Abb.; Heidelberg.