Das besondere Fossil

Juni 2005- Kompaktconellen auf Ceratites spinosus
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Externseite des Phragmokons,
Breite der Abbildung: 1,4 cm
Oberer Muschelkalk, spinosus –Zone
Isseroda

Beschreibung:

Conellenbildungen auf Ceratitensteinkernen entstehen postmortal diagenetisch aus einer Conchagen/Kalzit Wechsellagerung der Originalschale. Diese conellenbildende Substanz ist eine spezielle Epithelbildung mit unterschiedlicher Funktion. Kombinierte physikochemische und mechanische Prozesse zerlegen die ursprünglich kompakt laminierte Substanz in Einzelaggregate. Dabei wird ihre äußere Form von der Anzahl und Mächtigkeit der Conchagen-Lagen ( terrassenförmiger Aufbau ) sowie den Korngrenzen des Kalzits ( Rillenbildung ) geprägt.

Kompaktconellen ( Rein 1993) sind als ceratitenspezifische Modifikation sichere Indikatoren für pathologische bzw. traumatisch verursachte Reaktionen des Ceratitenorganismus.


Abb. 2

Abb. 1/2 zeigt sie als Reste einer vormals großflächigen Unterfangung der Primärschale (forma conclusa, Rein 1989) am Übergang vom Phragmokon zur Wohnkammer. Das unvollendet gebliebene letzte Septum belegt den plötzlichen Tod des Individuums.



Abb. 3a



Abb. 3b


Abb.3a/b: Medianschnitt durch ein pathologisch verändertes Gehäuse mit ungewöhnlich dimensionierter Conchagenpackung [ c = conellenbildende Substanz ]. Erst im Querschnitt wird die Reaktion des Ceratitenorganismus auf einen traumatischen oder pathologischen Reiz im Detail sichtbar. Das Schema (3b) zeigt, dass die Septen von innen an die Sekundärschale unter der Unterfangung [ a/c = forma conclusa ] gekittet sind und somit von außen unsichtbar bleiben. Dabei wird deutlich, welch enorme Volumenreduzierung zuvor in der Wohnkammer vom Ceratitenweichkörper toleriert wurde. Beachtlich ist auch der dabei seitlich nach unten im Phragmokon verlagerte Sipho [ s ]. Der postmortal gesondert verfüllte Hohlraum [ a ] der Unterfangung schützte die conellenbildende Substanz [ c ] vor der Anlösung. Somit kam es nicht zur Ausbildung der conellentypischen Strukturen ( Rein 1993). #


Abb. 4a: Externe Kompaktconellen



Abb. 4b: Externe Kompaktconellen im Dünnschliff


Der laminare Aufbau der conellenbildenden Substanz ist deutlich ausgeprägt. Die proximalen Laminen liegen ungestört auf einer kompakten Sparitlage. Den distalen Schichten fehlt die schützende Sparitabdeckung, sodass die zerstörend wirkenden Prozesse sichtbar werden. Die Spaltflächen der Kalzitkristalle ( Kfl ) durchziehen die Laminen und sind kausal für die Zerklüftung der vormals homogenen Wechsellagerung verantwortlich. Wie die Aufnahme unter gekreuzten Nicols zeigt, erfasst die Sparitisierung auch den mikritischen Basisteil. Die an der Conellenbasis angereicherten transportierten Bestandteile ( c ) zeigen, dass die Spaltflächen ( Kfl ) als Lösungsbahnen dienten.

Literatur:

Rein, S. (1989): Über das Regenerationsvermögen der germanischen Ceratiten (Ammonoidea) des Oberen Muschelkalks (Mitteltrias).- Veröff. Naturhist. Mus. Schleusingen, 4 , 47 – 54, 3 Taf., 1 Abb., Schleusingen.
Rein, S. (1993): Conellenbildungen auf Ceratitensteinkernen.- Veröff. Naturkundemuseum Erfurt, 12 , 44 – 55, 10 Abb., Erfurt.
Rein, S & Krause, T. (1994): Aufbau und Diagenese der Conellen der Muschelkalkceratiten.- Veröff. Naturkundemuseum Erfurt, 13 , 70 - 90, 5 Taf., 4 Abb., Erfurt.