Das besondere Fossil

November 2005- Germanonautilus bidorsatus Schloth. mit echter Epökie
pdf

Germanonautilus bidorsatus Schloth.,

echte Epökie von Placunopsis ostracina
DE = 153 mm, mo2, Bechstedter Wald
Leg. K. Ehrhardt

Beschreibung:

Der eindeutige Nachweis echter Epökie wird mit dem Überwachsen des Epöken durch den Wirt erbracht. Bei Ceratites verändert sich dabei das äußere Erscheinungsbild, weil das Gehäuse durch planspirale Aufrollung einer geschlossenen Röhre gebildet wird und beim Überwachsen des/der Epöken ein sichtbarer Knick in der Windung entsteht (s. Fossil des Monats Oktober 2005).

Im Unterschied dazu wird von Germanonautilus beim Gehäusewachstum die Schale beidseitig direkt an die Lateralseite der überbauten Windung gekittet (Nahtbildung). Das hat zur Folge, dass der Weichkörper im gesamten Wohnkammerbereich direkt auf der Außenschale der vorigen Windung liegt. Beim Überwachsen darauf festsitzender Epöken durch den elastischen Weichkörper sind folglich am Gehäusebau keine Veränderungen zu erwarten.

Echte Probleme entstehen für den hinteren Weichkörper erst beim Einbau der Septen auf und über die Epöken. Die Ursache dafür liegt in der speziellen Bauweise dergestalt, dass das neue stark gewölbte Septum an den Ansatzstellen im Gehäuse dachziegelartig das zuvor gebaute überlappt. Bei größeren „Hindernissen“ hat der offensichtlich nicht sehr elastische apikale Mantel Probleme beim Einbau des neuen Septums. Es kommt zu aberranten Bildungen bei denen auch der Sipho in ungewöhnlicher Weise verlagert werden kann.

Der Medianschnitt (Abb. 1) verdeutlicht den problematischen Septeneinbau. Vom Zeitpunkt des Überwachsens der kalzitisierten Epöken verringert sich der Gehäuse - Querschnitt erheblich. Der apikale Mantel hat offensichtlich Schwierigkeiten beim Einbau der folgenden sehr dicht stehenden Septen. Leider lässt sich der Septenbau im folgenden 3 cm Phragmokonabschnitt nicht verfolgen. Der anschließende aberrante Sipho- und Septeneinbau beweist jedoch, dass der Weichkörper diesbezüglich weiterhin ernsthafte Probleme bis zum 6. Septum vor der Wohnkammer hatte.

Der unregelmäßige Septeneinbau des leider nur bruchstückhaft erhaltenen Steinkernrestes eines Germanonatilus tridorsatus Böttcher verdeutlicht die gleiche Problematik des apikalen Weichkörpers beim Einbau der Septen über die Epöken.

Eine Sagittalschnitt-Serie ermöglichtdie Rekonstruktion der Lageveränderung des apikalen Mantels.


Abb. 2: Die Anomalie beginnt an der Stelle der plötzlichen Querschnittsverringerung im Phragmokon mit dem pathologischen Septeneinbau. Die Ursache für die ungewöhnliche Reaktion des Weichkörpers ist eine mehrschichtige Placunopsis -Lage. Zu den überwachsenen Epöken gehören auch zwei angeschliffene Spirorbis.



Abb. 3: Das Schnittbild zeigt die Gegenseite von Abb. 2. Der durch das Schneiden und Schleifen um ca. 3 mm verringerte Anschnitt präsentiert bereits den extrem verlagerten Sipho und die Versuche des Weichkörpers die Septen über die 6 mm hohe Epökenlage einzubauen.



Abb. 4: Die Ansicht des im Abstand von 1 cm folgenden Medianschnittes vermittelt einen Eindruck von der weiteren Querschnittsverringerung. Die Mächtigkeit der Epökenlage beträgt vom Nabel gemessen 10 mm. Das Bemühen des apikalen Mantels die Septen anzuheften wird leider nur in Ansätzen sichtbar. Um so deutlicher ist die Einbausituation beim fast diagonal liegenden Sipho zu erkennen.


Mit der Dokumentation anomaler Bildungen soll gezeigt werden, dass nicht die ästhetischen „Vitrinenstücke“ die wertvollen Informationsträger sind. Die vorgestellten Beispiele dokumentieren Fähigkeiten des triassischen Germanonautilus die der rezente Nautilus nicht besitzt. Sie gehören zu den Mosaiksteinen die zur Rekonstruktion der biologischen Organisation fossiler Organismen benötigt werden.

Literatur:

Rein, S. (1997): Biologie und Lebensweise von Germanonautilus.- Teil I: Das Schwimmvermögen von Germanonautilus. - Veröff. Naturhist. Mus. Schleusingen, 12: 43-51, 12 Abb., Schleusingen.