Das besondere Fossil

Februar 2007- Ceratites robustus („P“)
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Ceratites robustus („P“)
robustus –Zone Weimar-Tiefurt
DPhr = 6 cm, NKE Nr. 94/003
Forma conclusa mit extrem aszendenter Verlagerung des Weichkörpers

Beschreibung:

Es sind häufig die unscheinbaren Fossilreste die als wertvolle Informationsträger Rückschlüsse auf die einstige biologische Organisation des Ceratitentieres ermöglichen. Das Steinkern-Phragment des pathologischen C. robustus belegt das in mehrfacher Hinsicht.

Großflächige Teile einer nur teilweise mikritisch verfüllten Unterfangung der Primärschale (forma conclusa Rein 1989). Die Sekundärschale wurde nach dem gewaltsamen Kontaktverlust des hinteren lateralen Mantelapithels vom Hypostracum ( Rein 2005) direkt an das zum Verletzungszeitpunkt letzte Septum gekittet (a). Auf diese Weise kam es apikal zum klar abgrenzbaren Bereich der forma conclusa. Die nachfolgend von innen an die Sekundärschale befestigten Septen sind anfangs von außen nicht sichtbar. Auf dem folgenden Gehäuseabschnitt wurde der Raum zwischen Sekundärschale und Primärschale mikritisch unvollständig verfüllt oder erodiert. Das auf diese Weise entstandene „Fenster“ ermöglicht den Blick auf die pathologisch eingebauten Septen.

Der kurzzeitige Haftungsverlust des apikalen Weichkörpers von der Innenschale hatte ein ungewöhnliches Vorrücken des umbilikalen Mantelgewebes (b2 = extreme aszendente Weichkörperposition) zur Folge. Derartige pathologisch bedingte aszendente Verlagerungen des Weichkörpers konnte der Ceratiten-Organismus nicht regenerieren. Im vorliegenden Falle überlebte das Individuum mit 9 eingebauten pathologischen Septen ungewöhnlich lange Zeit.

Entgegengesetzt zum Weichkörperverhalten an der Nabelkante erfolgte der Einbau der Septen marginal (a – b) annähernd normal. Lediglich beim Einbau des abgesenkten Siphos erscheint der Weichkörper gleichfalls pathologisch verformt (Abb. 4).

Schlussfolgerungen:

Im Unterschied zum rezenten Nautilus haftet der Ceratiten-Weichkörper flächig am Hypostracum der gesamten Wohnkammer.

Pathologisch verursachte aszendente Weichkörper-Verlagerungen sind irreparabel, vom Ceratiten-Organismus nicht zu regenerieren und haben stets den vorzeitigen Tod des Individuums zur Folge.


Abb. 2: Ergänzte flächenhafte Ausdehnung der Unterfangung (forma conclusa)


Abb. 3: Der apikale Weichkörper (a – a1) befand sich zum Zeitpunkt der Verletzung noch in einer normalen (senkrechten) Position in der Wohnkammer. Beim Tod des Individuums befand sich der Weichkörper im Nabelbereich (b – b2) 60° vor der „Normalstellung“ = b1.


Abb. 4: Externe pathologische Weichkörper-Morphologie


Literatur:

Rein, S. (1989): Über das Regenerationsvermögen der germanischen Ceratiten (Ammonoidea) des Oberen Muschelkalks (Mitteltrias). - Veröff. Naturhist. Mus. Schleusingen, 4 , 47-54, 3 Taf., 1 Abb., Schleusingen.
Rein, S. (1994): Sekundärschalenbildungen (forma conclusa ) bei germanischen Ceratiten. - Fossilien; 11 , 6/94: 372-376, 10 Abb., Korb.
Rein, S. (2005): Zur Biologie der Ceratiten der spinosus -Zone - Ergebnisse einer Populationsanalyse - Teil III: Schlussfolgerungen zur biologischen Organisation und Lebensweise des Ceratitentieres.- Veröff. Naturkundemuseum Erfurt, 24: 13-34, 18 Abb., Erfurt.