Das besondere Fossil

Januar 2010- Litogaster obtusa H.V. MEYER 1844
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Litogaster obtusa H.V. MEYER 1844
Exemplar CSG 1/23. Cephalothorax, Abdomen, Reste von Pereiopoden von dorsal.
mo1, Lissocardia Bk.
Stbr.: Kalkwerke Meister/Großenlüder

Fundsituation und Beschreibung:

Die etwas unvollständige Konkretion entstammt exakt der Lissocardia-Bank, einer horizontbeständigen Decapoden- Fundlage im basalen Obereren Muschelkalk des mittlerweile stillgelegten Steinbruchs der Kalkwerke Meister in Großenlüder (GARASSINO ET AL 1999,2000).
Der etwas 33 mm lange, verdrückte Häutungsrest ist von der Oberseite her freigelegt. Das Abdomen ist, bis auf den fehlenden Schwanzfächer, in seiner Segmentierung erkennbar erhalten. Seine Segmente sind jedoch durch frühdiagenetische Kompaktierung, des noch nicht vollständig verfestigten Sedimentes fragmentiert.
Der vollständig vorliegende Cephalothorax, etwas stabiler gegenüber solchen diagenetischen Einflüssen, ist zwar entlang des Kiels gebrochen, ansonsten aber nur leicht deformiert. Antennen bzw. Antennulen sind in wenigen distalen Resten vorhanden. Der rechte erste Pereiopode ist bis auf einen verstümmelten Propodusrest vorhanden. Von den beiden zweiten Pereiopoden ist jeweils nur der Carpus vorhanden. Weitere Extremitäten oder deren Reste fehlen.

Vorkommen und systematische Stellung:

Litogaster ist aus dem Unteren Muschelkalk Oberschlesiens und dem Oberen Muschelkalk des germanischen Beckens nachgewiesen, während der nahe verwandte Aspidogasterauf den Oberen Muschelkalk beschränkt zu sein scheint. Beide gehören in die engere Verwandtschaft der heute nur noch als lebende Fossilien mit zwei Arten vorkommenden „Maulwurfskrebse“ der Gattung Neoglyphea.
FÖRSTER 1967 betont die Ähnlichkeit beider Gattungen bezüglich der Anordnung der Furchen und Cristae am Cephalothorax. Er stellt gleichzeitig auch die im Folgenden zitierten Unterschiede zu Aspidogaster fest:
„Tiefe, gegen die 1. Crista aufwärts verlaufende Gastroorbitalfurche; schwache Postcervicalfurche ohne deutliche Verbindung mit der Hepaticalfurche, dagegen dorsal mit ausgeprägtem Ast. Cristae auf der Gastricalregion nur schwach, beide reduziert, ohne die Cervicalfurche zu erreichen. Skulptur aus feinen Wärzchen und Grübchen, die eine einheitliche Granulation bewirken. Unterhalb des Augenausschnittes eine zweite Bucht für die Antennen“.
Die beiden letzten Merkmale dürften dem Muschelkalksammler für eine grobe Einordnung bereits genügen.
Weit gehende Übereinstimmungen von Litogaster obtusa mit liassischen Glypheiden wie etwa Paraglyphea ambiqua (FRITSCH), lassen nach FÖRSTER 1967 eine Ableitung derselben von dem älteren Litogaster zu.

Ausblick:

Im Hinblick auf fehlende detaillierte Aussagen zu Pereiopoden, Antennen und Antennulen, Telson und Pleopoden etc. von Litogaster, besteht ein gewisser Nachholbedarf an gut präpariertem, bzw. unpräpariertem Material zur Ergänzung dieser Details. Eine Neubearbeitung mit Rekonstruktion würde dadurch möglich.
Hinweise in dieser Richtung werden unter mailto:schulz.trias-decapoden@gmx.de gerne entgegen genommen.

Literatur:

ASSMANN, P. (1927): Die Decapodenkrebse des deutschen Muschelkalks. – Jb. preuß. geol. Landesanst. 48: 332-356, Berlin.
BEURLEN, K. (1928): Die Decapoden des schwäbischen Jura mit Ausnahme der aus den oberjurassischen Plattenkalken stammenden. -- Palaeontographica, 70, S. 115 - 282, Taf. 6 - 8, 31 Abb., Stuttgart.
BEURLEN & GLAESSNER (1930): Systematik der Crustacea Decapoda auf stammesgeschichtlicher Grundlage. -- Zool. Jb., 60, S. 49 - 84, 22 Abb, Jena.
FÖRSTER, H. (1967): Die reptanten Decopoden der Trias. – N. Jb. Geol. Paläont. Abh. 128: 136-194, Stuttgart.
GARASSINO, A., H. HAGDORN & M. SCHULZ (1999): A decapod crustacean assemblage from the Middle Triassic Upper Muschelkalk of Großenlüder (Hessen, Germany) – Geol. Jb. Hessen 127: 71 – 81, 10 Abb., 1 Tab.; Wiesbaden.
- (2000): Krebse aus dem Oberen Muschelkalk von Großenlüder (Hessen) – Beiträge zur Naturkunde in Osthessen 35: S. 27 – 38, 12 Abb., 1 Tab.; Fulda.
GLAESSNER, M. F. (1929): Crustacea Decapoda. -- Fossil. Cat., 41, 464 S., Berlin.
MEYER, H. V. (1847): Halicyne und Litogaster zwei Crustaceengenera aus dem Muschelkalke Württembergs. – Palaeontographica 1: 134-140, Cassel.
MEYER, H. V. (1851): Fische, Crustaceen, Echinodermen und andere Versteinerungen aus dem Muschelkalk Oberschlesiens. – Palaeontographica 1: 216-279, Cassel.
WÜST, E. (1903): Untersuchungen über die Dekapodenkrebse der germanischen Trias. – 20 S., Jena.