Geologie

Die cycloides-Bank

Die aus fast ganz Thüringen bekannte cycloides-Bank dokumentiert ein auffallendes palökologisches Ereignis. Coenothyris "cycloides", vorher nur lokal im Bereich der Gänheim- und Schellroda-Bank auftretend, kommt plötzlich massenhaft in einer von Polen bis nach Süddeutschland verbreiteten Lage vor. Die Mächtigkeit der cycloides-Bank beträgt durchschnittlich etwa 20 cm, kann lokal aber auf über 40 cm ansteigen. Im Raum Eisenach wird sie untypisch und enthält dort nur noch sporadisch C. "cycloides". Mit Hilfe des im Liegenden deutlich hervortretenden Tonsteinhorizonts 3 ist die Bank aber im Profil leicht zu lokalisieren.
Die erste dickere Kalksteinlage unter der cycloides-Bank führt stellenweise reichlich Coenothyris "cycloides", an ihrer Basis aber auch Coenothyris vulgaris. Dadurch unterscheidet sich die Schellroda-Bank von der cycloides-Bank, mit der sie bei oberflächlicher Betrachtung verwechselt werden kann. Da beide Morphen stets im Wechsel auftreten, wird Coenothyris "cycloides" von REIN & OCKERT 2000 nicht als eigenständige Art betrachtet, sondern als ein Ökophänotyp von Coenothyris vulgaris gedeutet. Die Schellroda-Bank ist wie die darunter liegende Gänheim-Bank als Leithorizont bis nach Süddeutschland verbreitet.
Die in Thüringen bis 1,40 Meter mächtige Gänheim-Bank setzt sich aus mehreren Bruchschillbänken zusammen, die häufig durch Tonmergelstein- oder Knauerkalklagen voneinander getrennt sind. Zur Zeit ihrer Bildung vollzogen sich offensichtlich grundlegende palökologische Veränderungen. So enthält die Bank im Wechsel neben Coenothyris vulgaris bereits häufig Coenothyris "cycloides" und letztmalig die großen Ceratiten der spinosus-Biozone, während unvermittelt im Hangenden die ersten typischen Ceratiten des enodis/posseckeri-Formenkreises auftreten (REIN & OCKERT 2000).

An der West-Ost Korrelierung der Profile wird die durchgängige Ausbildung sowohl der Schillkalkbänke (rot) als auch der dazwischenliegenden Tonsteinhorizonte (grün) deutlich. Darüber hinaus zeigen Profilvergleiche (REIN & OCKERT 2000), dass die Leitbankfolge Gänheim-Bank, Schellroda-Bank, cycloides-Bank und die von WIEFEL & WIEFEL 1980 mit "c1" bezeichnete Bank bis nach Südwestdeutschland auszuhalten ist.
C = Coenothyris vulgaris; c = Coenothyris "cycloides"; Profile von OCKERT & REIN




cycloides-Bank Erfurt, Draufsicht, 8x4 cm

cycloides-Bank Erfurt, Schliffbild, Größe 11x5 cm.